Keep, Drop, Try – Oder was unser UX Team (nicht) empfiehlt

Claudia

6. Juli 2020

Ich habe mich gefragt, mit welchen Themen sich unser UX Team aktuell beschäftigt. Welche Leseempfehlungen lassen sich ihnen entlocken und welchem Hype muss man nicht hinterher laufen? Und weil es sich mit einem passenden Format leichter überlegen lässt, haben Meike, Benjamin und Markus ihr "Keep, Drop, Try" für euch zusammengestellt.

Bevor es losgeht, aber erst noch einen Schritt zurück. "Keep, Drop, Try" ist ein beliebtes Format, welches bei uns häufiger für Retrospektiven zum Einsatz kommt. Teams blicken dabei auf einen bestimmten Zeitraum z.B. den letzten Sprint zurück und leiten Erkenntnisse für das künftige Vorgehen ab. Dabei stellen sich alle Teilnehmenden drei Fragen:

  1. Was wollen wir von dem, was wir bisher gemacht haben, beibehalten? (Keep)
  2. Was wollen wir vermeiden, da es so nicht funktioniert hat? (Drop)
  3. Was wollen wir ausprobieren, um an unserem bisherigen Vorgehen etwas zu verändern? (Try)

Alle Teilnehmenden schreiben auf Klebezettel, was sie behalten, vermeiden oder ausprobieren möchten. Je Frage reichen dafür meist 5 Minuten Bedenkzeit aus. Im Anschluss haben alle die Gelegenheit, die eigenen Inhalte vorzutragen. Bevor es in die Diskussion geht, werden alle Klebezettel gemeinsam sortiert und mit Überschriften versehen. Danach heißt es dann: Themen priorisieren, besprechen und geeignete Maßnahmen bzw. Experimente ableiten, die das Team sich für den kommenden Zeitraum vornehmen möchte. Falls nötig, werden den Maßnahmen Verantwortliche zugeordnet.

Damit bei der nächsten Retro ersichtlich wird, ob die Ziele erreicht werden konnten, ist es hilfreich, die Ergebnisse zu dokumentieren und mit allen Beteiligten zu teilen. Einen leichten Einstieg in das Thema bekommt ihr mit dem Buch "Retrospektiven kurz und gut" von unserem geschätzten Berater und Coach Rolf Dräther.

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Du willst die "Keep, Drop, Try" Retrospektive selbst ausprobieren? Dann lade dir gern unser Mural-Template runter.

Okay, jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema: Den (Lese-)Empfehlungen unseres UX Teams.

Benjamin

Keep
Ich lese gerne einige der üblichen Newsletter (CSS Layout News, UX Design Weekly, The UX Collective Newsletter), um die kräftigste UX-Radarsignale sicher empfangen zu können. Dürfte ich davon nur einen auf eine Insel mitnehmen, dann wäre das fraglos Dense Discovery von Kai Brach, der auch hinter offscreen steckt. Pure Inspiration.

Drop
Gestaltungstrends sind wie Ketchup zum Essen: man bekommt damit fast alles einigermaßen schmackhaft. Ich hab’s mit Neomorphismus versucht. Lieber nicht.

Try
Wir nutzen Design-Studios und auch Design-Charrettes regelmäßig in unseren Projekten als Ideationsmethoden. Auf beiden Wegen musst man schnell vom Decision Mode in den Design Mode wechseln wollen, das fällt oft schwer. Zufällig bin ich über die Lightning-Demos von Jake Knapp gestolpert: eine 20-minütige gemeinsame Pattern-Analyse zu einer Fragestellung dient hier als Startlinie, um daraus im Team Lösungen zu generieren. Wollen wir ausprobieren.

Meike

Keep
Für mich, als jemand der aus der Informatik-Ecke den Weg ins UX Design gefunden hat, war visuelle Gestaltung lange Zeit ein Buch mit sieben Siegeln. Design for Hackers klang vielversprechend, hat mir aber beim konkreten Gestalten nicht geholfen. Ganz im Gegenteil, das Buch Refactoring UI ist super praktisch orientiert. Ziemlich teuer im Vergleich, für mich aber jeden Cent wert!

Drop
Von den Autoren des Buchs Refactoring UI gibt es auch ein CSS Framework Tailwind CSS. Das ist 'highly customizable, low-level CSS framework', mir ist es (bis jetzt) viel zu unübersichtlich, weil es wahnsinnig kleinteilig daher kommt, mit unendlich vielen CSS-Klassen. Puhh...

Try
Für ein Projekt waren wir auf der Suche nach einem Content-Management-System, das sowohl eine gute User- als auch Developer-Experience bietet. Wenn dann auch noch recht hohe Datenschutzanforderungen dazu kommen, ist es gar nicht mehr so einfach, etwas Passendes zu finden. Sanity.io scheint aber ein Kandidat zu sein, den ich gerne mal ausprobieren würde!

Markus

Keep
User Interfaces wie Lego zusammenstöpseln ist mein langfristiges Ziel für jedes Projekt – das mittlerweile sehr verbreitete Tool Storybook hat mir inzwischen schon einige Male dabei geholfen, unsere Pattern Libraries nachhaltiger zu basteln, sodass möglichst jeder im Team Lego-Steine und eine Anleitung für eigene UI-Bauten an die Hand kriegt. Für Lego wird man nie zu alt…

Drop
Mit einigen CSS-basierten Pattern Libraries, wie Lightning Design System, Bootstrap oder auch dem minimalistischem Milligram bin ich hingegen vorerst durch. Unsere letzten Projekte waren gestalterisch so individuell, dass es immer wegen unnötigem Framework-Markup oder fehlender Individualisierbarkeit in einem Kampf gegen das Framework endete. Jetzt lieber erstmal eigene Komponenten bauen!

Try
Um Prototypen möglichst schnell und in einer realistischen Test-Umgebung an die Benutzer*innen zu bringen, möchte ich am liebsten nicht nur das UI, sondern auch alles an technischer Infrastruktur und Datenhaltung wie Lego zusammenstöpseln. Googles Firebase scheint dafür eine Art Allround-Lösung zu sein, mit der das genauso einfach gehen soll. Und da es Google ist, liefert es eine ganze Klaviatur an Analyse- und Metriken-Tools mit... Ein Traum für jeden User-Test – unbedingt ausprobieren!

Du willst mit unseren UX-Expert*innen neue Dinge ausprobieren oder Ideen auf ihre Tragfähigkeit prüfen? Dann lass uns einen gemeinsamen Workshop machen.